REICHENBACH, das älteste und größte Dorf im Lautertal, heute Verwaltungssitz der 1972 bei der Gebietsreform gebildeten Gemeinde Lautertal, ist Sitz des Schützenvereins. Mit seinen rund 2.800 Einwohnern hat Reichenbach in seiner historischen Vergangenheit eine wechselvolle Geschichte. Sie läßt sich zurückverfolgen bis ins 2. Jahrhundert, als die Römer mit ihren Legionen Schutz suchten hinter dem Limes vor den anstürmenden Germanen. Stumme Zeugen aus der römischen Zeit sind die einzigartig erhaltenen Steinmetzarbeiten auf dem Felsberg. Unter über 300 festgestellten bearbeiteten Römersteinen seien nur die bekanntesten wie Riesensäule, Altarstein, Riesenschiff, Krokodil usw. herausgehoben. Die Bearbeitungsweise ist auch heute noch gut zu erkennen.
Die Alemannen verdrängten schließlich die Römer und unterlagen später den Burgundern mit ihrem sagenumwobenen Sitz in Worms. Durch die Siegfriedssage und das Nibelungenlied sind diese eng mit unserem Odenwald verbunden.
Herrschattlich zunächst dem Kloster Lorsch zugehörig, kam Reichenbach erst später zur Kurpfalz. Die erste urkundliche Erwähnung in der Chronik des Klosters Lorsch war am 12. Mai 1012 anläßlich der Verleihung eines Wildbannes. 1600 war Reichenbach schon ein ansehnliches Dorf und es änderte sich auch wenig bis 1700, da die Narben des dreißigjährigen Krieges nur langsam verheilten.
Die älteste Vermessung des Dorfes datiert aus 1736. 1747 wurde die neue Kirche erbaut und fast hundert Jahre später, 1840, wurde auch das auf Holzpfeilern stehende alte Rathaus abgerissen und das heutige, im oberen Teil mit Fachwerk versehene Gebäude, errichtet. Das neuzeitliche Rathaus für die Gesamtgemeinde Lautertal wurde 1991 eingeweiht.
Der Marktflecken Reichenbach, der um diese Zeit unter der Hoheit von Kurpfalz stand, die Erbacher Grafen waren Lehnsherren, kam 1806 zu Hessen. Eine rein bäuerliche Gemeinde mit verschiedenem Gewerbe und Handel, der auch von den Nachbargemeinden in Anspruch genommen wurde.
An den Mühlen, bei der zu Tal fließenden Lauter, siedelten sich nach deren Stillegungen die ersten Industriebetriebe mit Ausgang des 19. Jahrhunderts an. Es begann mit der Pappenindustrie, der Farbenindustrie und ab 1881 mit der Steinindustrie. Damit setzte die Umstrukturierung des Dorfes von der bäuerlichen zur gewerblichen Gemeinde ein. Die Einheimischen hatten bald das Steinmetzhandwerk gelernt und der Felsberggranit, später auch der Quarz, wurden wie zu Römerzeiten verarbeitet.
Heute ist Reichenbach eine Gewerbe- und Wohngemeinde. Aus den 1032 Einwohnern 1855 wurden rund 2800 heute, und hat eine gute Infrastruktur in sich und innerhalb der Gemeinde Lautertal. Arzte, Zahnärzte, Apotheke, Banken und Sparkassen, verschiedene Handwerks- und Dienstleitungsbetriebe decken die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Besucher des Ortes.
Ein viergruppiger Kindergarten steht zur Verfügung. In der Grund- und Hauptschule werden die Kinder unterrichtet. Hier war die erste Schule im Lautertal überhaupt, die bereits am 03. November 1560 als Kirch- und Pfarrschule eröffnet wurde. Lange Zeit erfolgte der Unterricht auch im alten Rathaus.
Reichenbach ist seit Jahren nach neueren Maßstäben ausgebaut, soweit es die altherkömmlichen Verhältnisse zuließen. Auch innerhalb des Gemeindeverbandes Lautertal werden ständig Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung gesucht, geplant und geschaffen.
Viele Vereine, zu denen auch unser Schützenverein zählt, bieten allerlei Varianten zur sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Ein ordentliches Dorfbild, schmucke Häuser und eine aufgeschlossene Bürgerschaft präsentiert Reichenbach heute.
Aber auch für seine Besucher hat Reichenbach viel zu bieten. Jahraus, jahrein kommen Tausende, um die Naturschönheiten des Felsberges anzuschauen, die geologischen Besonderheiten kennenzulernen und die einzigartigen Felsenmeere, wie auch die Steinmetzarbeiten der Römer, zu bewundern. Ein Ausflug nach Reichenbach und besonders auf den Felsberg, dem meistbesuchtesten Berg im Odenwald, lohnt sich allemal. Ausreichend Parkplätze rund um den Felsberg stehen zur Verfügung.
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